– Von Tobias Donald Westphal
Am 29. Juli 2019 fand im Rahmen der Sommerliteraturwoche ein Talk mit den Autoren Tim Holland & Rudi Nuss statt. Tim veröffentlichte das erste Mal im trash[pool, Rudi das erste Mal beim THEO – heute gaben sie ihre Erfahrungen an die Teilnehmer*innen des Spezis weiter. Zugleich war dieser Talk eine Plattform des Austauschs untereinander: Was wollen wir mit unserem Schreiben anfangen? Lässt sich damit überhaupt Geld verdienen? Wie sieht die Realität einer Autor*in aus?

Die Fragen erstreckten sich über ein breites Feld: Nehmen Verlage überhaupt Manuskripteinsendungen an? Lohnt es sich, Kreatives Schreiben zu studieren? Was macht man denn mit einem Studium in Literaturwissenschaften? Was treiben Literaturagent*innen denn so den ganzen Tag?
Eine etwas harte Erkenntnis zu Beginn: Im Literaturmarkt existiert eine Überfülle an Autor*innen. Wer einer Agentur, einem Verlag oder der Literaturszene auffallen möchte, muss sich irgendwie aus der Masse hervorheben. Schreibschulen wie Hildesheim, Preise, kleinere Veröffentlichungen (in z.B. Zeitschriften) fungieren dabei wie Gütesiegel. In Deutschland gibt es jeweils eine Schreibschule in Leipzig und Hildesheim, im deutschsprachigen Raum zwei weitere in Österreich.
Eine weitere Perspektive für unbekannte Autor*innen ist das Selfpublishing. Vorteile sind, dass man nicht an die Entscheidungen eines Dritten gebunden ist und keinen Verlag suchen muss. Allerdings ist die Konkurrenz groß, man bekommt keine Unterstützung beim Lektorat und dem Satz und muss sich selbst um das Marketing kümmern. Es gibt Communitys aus Selbstverleger*innen, die sich untereinander austauschen und beim Vertrieb unterstützen.
Doch gibt es abseits dem klassischen Buch noch viele weitere Möglichkeiten, wie man seine Schriftstücke an die Leser*innen kriegt. So zum Beispiel Lesereihen – auf http://www.lesereihen.org findet man einige der unabhängigen Lesereihen im deutschsprachigen Raum. Auch die Poetry-Slam-Szene kann ein guter Einstieg sein, da es dort viele offene Lesebühnen gibt und man so gut Kontakte knüpfen kann.
Auch Hörliteratur erfreut sich heutzutage zunehmender Popularität – Hörbücher werden zu meist von Hörbuchverlagen produziert, Hörspiele finden ihren Raum in z.B. Radioanstalten wie dem BR.
Literaturzeitschriften sind ein wichtiger Teil der lebendigen Literaturlandschaft: Es gibt zahlreiche Zeitschriften, die Texten von (eher) unbekannteren Autor*innen herausgeben. Diese sind zum Teil in großen Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich oder digital im Internet.
Am Ende sind alle schon in ihrem Köpfen dabei, Pläne und Strategien zu schmieden: Wo werde ich Texte einreichen? Was möchte ich studieren. Einige sind etwas erschlagen von den viele Möglichkeiten – aber es ist ein produktives Erschlagen-Sein vor dem großen, weiten Literaturbetrieb.
Ein Kommentar zu „Szene Talk – der große, weite Literaturbetrieb“